Die sanierten Figuren im Dresdner Zwinger
Mit einem Rundgang durch den Zwinger beginne ich in der Regel meine Führungen durch den historischen Dresdner Altstadtkern. Der einstige Fest- und Feierplatz des sächsischen Hofes brilliert noch heute mit seiner sandsteinernen Umbauung und der reichen figürlichen Dekoration im Stil des Barock. Fast 500 Vasen, Putti und Skulpturen schmücken die Dächer und Balustraden. Doch nur etwa 150 stammen aus der Zeit Augusts des Starken und sind tatsächlich 300 Jahre alt. Die wertvollsten von ihnen stehen in Depots. Was wir heute bestaunen, sind sowohl Kopien als auch zeitgerechte Kreationen aus späteren Jahren. Das war notwendig, denn die ursprüngliche figürliche Ausgestaltung des Zwingers wurde nie vollendet.
Cottaer Sandstein besser für die Figuren
Noch heute wird für die Herstellung der Figuren Sandstein aus dem Steinbruch bei Cotta verwendet. Durch seine feinere Struktur eignet er sich besser für bildhauerische Arbeiten als der gröbere Postaer Sandstein. Allerdings dunkelt er, vor allem wenn er viel Feuchtigkeit abbekommt, schneller nach und bildet die wenig erfreuliche schwarze Schutzschicht – genau genommen eine Patina. Und wenn die nach etwa 80 bis 120 Jahren zu bröseln beginnt, lässt der Zerfall nicht lange auf sich warten.
Sandstrahl keine Alternative
Doch nicht nur die natürliche Verwitterung, auch mehrfache Restaurierungsmaßnahmen nach 1910 haben dem Zwinger samt seiner Figuren arg zugesetzt. Der rasant voranschreitenden Schwärzung des Steins mit Sandstrahlung den Kampf anzusagen, ist allerdings keine Option. Die künstlerisch gestaltete Steinoberfläche würde dadurch zu hohe Verluste erleiden. Rettung bringt eine von der Zwingerbauhütte entwickelte Silikonharz-Farblasur. Sie ist matt und dem Sandstein ähnlich eingefärbt. Diese spezielle Lasur wird dünn auf die gereinigten Figuren aufgetragen. Die Schicht ist wasserabweisend und zugleich luftdurchlässig.
Bleibt zu hoffen, dass die so „erneuerten“ Figuren für sehr lange Zeit vor der Verwitterung geschützt sind. Und von dem frappierenden optischen Effekt kann sich jeder Gast bei einem Rundgang durch den Zwinger selbst überzeugen.