Mit Gästeführerin und Buchautorin Christine Fischer
Mitglied im Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e.V.

Schätze am Dresdner Stadtrand

Altkaditz – seine Linde, seine Kirche und wo man urig speisen kann

So manches Dorf besitzt einen Schatz. Kaditz besitzt gleich zwei bemerkenswerte Schätze: die evangelische Emmauskirche und die auf dem Kirchhof stehende Sommerlinde. Seit ewigen Zeiten sind beide geradezu schicksalhaft miteinander verbunden und nicht eben die Jüngsten. Die Kirche zählt zu den ältesten Gotteshäusern im Raum Dresden. Die Linde ist mit ihren geschätzten eintausend Jahren wahrscheinlich der älteste Baum Sachsens. Sind das nicht gute Gründe für eine Exklusivtour nach Altkaditz?

Die Kaditzer Emmauskirche

Beim Betreten des Kirchenraums hebt man unwillkürlich den Blick. Saal und Chor sind mit einer prächtigen Kassettendecke geschmückt. Die farbige Schablonenmalerei stammt aus dem 17. Jh. Mit Ausnahme des Turms erhielt die Kirche nach dem 30jährigen Krieg ihre heutige Gestalt. Seit 1948 besitzt sie zwei ganz besondere Glocken aus den Jahren 1676/77. Sie gehörten der am 13. Februar 1945 von Bomben teilweise zerstörten und später sinnlos abgerissenen Dresdner Sophienkirche. Jahre später fand man die Glocken auf einem Hamburger Glockenfriedhof. Weiteres unter https://www.laurentius-dresden.de/index.php?id=335. Zur Sophienkirche, um die viele Dresdner noch heute trauern, berichte ich in einem späteren Beitrag.

Die alte Sommerlinde

Mal ehrlich – wer klammert sich nicht gern an Superlative, um sich, seinen Ort oder was auch immer ins Scheinwerferlicht zu rücken? Bei näherer Betrachtung trügt dann oft der Schein und ringt uns ein mildes Lächeln ab. Ganz anders bei der Kaditzer Linde! Sie ragt 20 Meter in die Höhe und hat einen Stammumfang von mehr als neun Metern. Damit zählt sie zu den „national bedeutsamen Bäumen Deutschlands“. Ihr erstaunliches Alter, das zwischen 800 bis 1000 Jahren liegt, haben Fachleute nachweislich erkundet.

Erstaunlich ist auch das bewegte Leben, das die Linde hinter sich hat. Von Höhen und Tiefen gezeichnet wie das Leben eines Menschen. Im Mittelalter diente sie als Pranger. Für die Ketten, an denen die Delinquenten gefesselt waren, schlug man dicke Nägel in die Rinde. Wüteten Feuer im Dorf, stand die Linde schützend vor der Kirche und dem Pfarrhaus. Nicht ohne Spuren. Die Feuer fraßen ein tiefes Loch in den Stamm. Doch die Natur ist stark. Mit den Jahren heilte der Baum seine Wunden aus eigener Kraft und überdeckte sie mit neuer Rinde. Welch großes Glück für den Ausflügler, der diese Sommerlinde noch immer bestaunen kann. Heute umringt eine schmale Bank den knorrigen Stamm. Sie lädt zum Verweilen ein.

Das Altkaditzer Wirtshaus

 Apropos verweilen – wer auf dem Spaziergang von der Kirche durch den herausgeputzten Altkaditzer Dorfkern mächtig Hunger und Durst verspürt, stößt – wenn er den Weg geradeaus weitergeht – auf das urige Altkaditzer Wirtshaus, mit Biergarten, deftiger Küche und Zimmern zum Übernachten. Hier lässt sich gut rasten. Und bei deftigen Speisen und einem kühlem Bier stellt man fest: Wahre Glücksorte in Dresden finden sich auch am Rande der Stadt.

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